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725 BIBLIOTHECA ORIENTALIS LXXI N° 5-6, september-december 2014 726 DOBREV, V., M. VERNER and H. VYMAZALOVÁ — Old Hieratic Palaeography I. Builders ‘Inscriptions and Masons’ Marks from Saqqara and Abusir. Charles University in Prague, 2011. (30 cm, XXX, 73). ISBN 97880-7308-387-8. € 20,-. Die Funde vieler neuer althieratischer Dokumente aus verschiedenen Nekropolen sind in den letzten drei Jahrzehnten für die Forschung greifbar geworden. Unter anderem kann auf Grabstätten mit Inschriften in Abū Ṣīr verwiesen werden, die von Paule Posener-Kriéger & Miroslav Verner, The 727 BOEKBESPREKINGEN — FARAONISCH EGYPTE Pyramid Complex of Khentkaus, Abusir III, Prag 1995, und Paule Posener-Kriéger, Miroslav Verner & Hana Vymazalová, The Pyramid Complex of Raneferef, Abusir X, Prag 2006, publiziert worden sind. Dementsprechend stellt es ein Desiderat der Forschung dar, eine neue Paläographie des Althieratischen zu erstellen, sind doch seit der letzten Arbeit von Hans Goedicke, Old Hieratic Paleography, Baltimore 1988, die sich speziell mit den Handschriften dieser Sprachstufe aus dem dritten Jahrtausend befasst hat, bereits wieder mehr als zwei Jahrzehnte vergangen. Zuletzt erschien von Ilona Regulski, A Palaeographic Study of Early Writing in Egypt, OLA 195, Leuven/ Paris/ Walpole, MA 2010, zwar eine weitere Paläographie, diese umfasst aber die frühere Periode von der ersten bis zum Beginn der dritten Dynastie. Das Anliegen der vorliegenden Veröffentlichung ist eine zusammenfassende Darstellung, eine systematischere Erfassung der verschiedenen Handschriftentypen, als sie in den verschiedenen Einzelpublikationen geleistet werden könnte. Es handelt sich um den ersten Band einer auf mehrere Werke angelegten, umfassenden Paläographie des Althieratischen, die in den kommenden Jahren unter der Federführung der Karls-Universität Prag und dem Institut Français d’Archéologie Orientale in Kairo (IFAO) vervollständigt werden soll. Das Werk gliedert sich in drei Abschnitte. Im Vorwort (S. V–VII) werden knapp die wichtigsten paläographischen Arbeiten zum Hieratischen aufgeführt und das Anliegen des Buches erklärt. Die folgende Einführung befasst sich mit den Quellen, die der Paläographie zugrunde liegen (S. XI– XXX). Das Material stammt aus königlichen Pyramidenkomplexen, es stammt hier von den Grabstätten selbst wie den Aufwegen und den Tempeln, sowie Privatgräbern. Beginnend mit der dritten Dynastie und den Inschriften aus den Komplexen von Nṯr.ỉ-ẖ.tund Śḫm-ẖ.t, wurden praktisch alle Pyramiden der fünften und der sechsten Dynastie mit einbezogen. Daneben wurden auch Zeichen aus den relativ unbekannten Grabanlagen Lepsius XXIV und Lepsius XXV vermerkt. Die privaten Grabstätten stammen aus der fünften sowie sechsten Dynastie und umfassen bekannte Mastabas wie die des Ptḥ-špśś, des KꜢ-῾pr(.w), des Ptḥ-ḥtp(.w) und die des ᾿Inpw-nfr. Aufgrund der Beleglage ist Abū Ṣīr mehrheitlich vertreten: 13 privaten Gräbern aus dieser Nekropole steht mit der letzten Ruhestätte des N.ỉ-῾nḫ-Nfr-tm lediglich eine aus Saqqāra gegenüber. Die Fundorte werden kurz beschrieben und die bisher erschienene Literatur genannt. Hieran schließt sich der Tafelteil mit den Zeichenformen an (S. 1–73). Geordnet wurden diese nach der Liste von Gardiner, wozu besonders zu vermerken gilt, dass Ligaturen wie z.B. nun direkt auf folgen (S. 6). Ebenfalls ist als sehr vorteilhaft zu bemerken, dass die Nummern der Zeichen aus den Publikationen von Georg Möller und von Hans Goedicke mit aufgelistet wurden, um somit relativ rasch einen Zugriff auf das weitere Material zu Vergleichszwecken zu gewährleisten. Diejenigen hieratischen Zeichen, die aus Grabstätten und ihrem Umfeld stammen, deren Erforschung bereits einige Zeit zurückliegt, wurden aus den betreffenden Publikationen entnommen, wie es z.B. bei denjenigen von Nṯr.ỉ-ẖ.t, die aus Jean-Philippe Lauer, La pyramide à degrés. L’architecture I, Texte, Fouilles à Saqqara, Kairo 1936, S. 242–245, stammen, oder für Sahure, die aus Ludwig Borchardt, Das Grabdenkmal des Königs S’3hu-Re’ I, WVDOG 26, Ausgrabungen der Deutschen OrientGesellschaft in Abusir 7, Leipzig 1910, S. 92, übernommen wurden. 728 Wurden bisher in vielen Paläographien hauptsächlich Papyri berücksichtigt, kann den Autoren zur Auswahl des Themas des ersten Bandes der Old Hieratic Palaeography mit Bauzeichen und Ritzmarken nur gratuliert werden. War man bisher für einen Überblick auf die einzelnen Publikationen angewiesen, liegen nun die aus Abū Ṣīr und Saqqāra bekannten Zeichen gesammelt vor. Es wäre zu wünschen, dass in Zukunft auch ein Band zu Bauzeichen erscheint, die aus anderen Nekropolen stammen. Als Quellen wäre hier z.B. an Dahšūr, Zawyat al-Aryān oder auch al-Ğīza zu denken. Ägyptologisches Institut, Heidelberg, 4. März 2014 Christoffer THEIS