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Anke Engelke Exklusive Auszüge aus dem Tagebuch ihrer Afrika-Reise

Anke Engelke: Anke Engelke lehnt an einer blauen Säule vor einem Gebäude
© Boris Breuer / Brigitte
Immer wenn sie reist, schreibt Anke Engelke Tagebuch. Jetzt war sie mit der NGO action medeor in Afrika - und erzählt hier exklusiv, was sie erlebt hat.

Wir geben Anke Engelkes Tagebuch hier in Auszügen und in ihrer Original-Schreibweise wieder.

1. Tag

Endlich wieder Afrika. Vor 20 Jahren die 1. Reise mit action medeor. 2003 nach Benin, dann mehrere Reisen nach Tansania, 2013 Togo und zuletzt 2017 Malawi. Jetzt Sierra Leone. Ich wusste NICHTS über dieses Land. NICHTS! Nicht, wo es liegt (Westafrika, an der Küste), wie groß es ist (ungefähr so groß wie Irland oder Bayern), wie die aktuelle politische Lage ist (den Bürgerkrieg hat man vielleicht noch in Erinnerung, 1991–2002, dass er so grausam war, ich erinnere mich an Fotos von Versehrten, bewaffnete Kinder z.T. und heute nach wie vor – trotz eines semi-stabilen Systems – geprägt von Armut), wer dort lebt (> 8 Mio), Lebenserwartung (< 60 Jahre), Religion ¾ muslimischen Glaubens, und vor allem: was action medeor dort tun kann und was bereits getan wird (Gesundheitsversorgung, Aufbau einer Hebammenschule, Unterstützung einer Organisation gegen Genitalbeschneidung). 

So reise ich also 6-fach geimpft (Gelbfieber = ziemlicher Wumms im Arm, aber NATÜRLICH beugt man vor! Und diesmal nehme ich DEFINITIV die Malaria-Prophylaxe) und basis-informiert in ein neues, fremdes Land, bin wirklich vorfroh, möchte verstehen und lernen und helfen und tanzen und helfen.

Wir landen am Flughafen Freetown und HUI, für einen Hauptstadt-Flughafen ganz schön klein! Wir sind eine mini-kleine Reisegruppe (Angela Zeithammer/ Kommunikationschefin bei action medeor, Boris Breuer/Fotograf und ich). Wir sind nur leicht erschöpft vom Flug und lächeln wissend, wir grinsen uns an: Den Geruch kennen wir von früheren Afrika-Besuchen, oder? Kann man Wärme riechen? 

2. Tag

GUTEN MORGEN, FREETOWN! Eine erholsame Nacht war das, Wecker geht um 7 Uhr. Draußen brummt der Morgen, durch das vergitterte Fenster sehe ich ein bisschen Meer, Häuser, Dächer, die Wärme kriecht schon in mein Zimmer, ich freue mich auf den Tag! Wir werden ca. 3 Stunden in den Südosten des Landes fahren, nach Bo, 250 km. Dort wollen wir die Hebammenschule besuchen, die action medeor zusammen mit der Caritas Bo 2017 gegründet hat.

Treffpunkt jetzt im Hof vor der Rezeption, Vanessa von action medeor ist da, und die Leiterin der Sombo-Schule für Hebammen, Patricia Mokuwa, ihr Lachen ist jetzt schon der beste Start in den Tag. Auf der Fahrt erzählt sie von sich, von der Schule. Sie ist kurz vor 50, hat ein großes Lächeln, ein wirklich leuchtendes Kleid und eine tolle Art, für eine Idee zu werben. Ihre Vision: Neugeborenen- und Müttersterblichkeitsrate SENKEN!

In Sierra Leone starben im Jahr 2020 geschätzt 80 von 1000 Säuglingen, rund 8 %, im 1. Lebensjahr. Sierra Leone hat eine der höchsten Säuglingssterblichkeitsraten weltweit.

Das möchte die Hebammenschule bewirken

ZIEL der Hebammenschule: Die Anzahl gut ausgebildeter Hebammen im Land zu erhöhen. Im Jahr 2017 gab es nur rund 300 Hebammen im ganzen Land.

Babassi ist unser Fahrer, ein reizender Mensch mit Witz im Blick. Zum Straßenbild in Freetown gehörten die hupenden Autos, die ziemlich regelfreien Zustände – doch hier, auf den langen Straßen nach Bo, Hügel rauf, Hügel runter, wirkt die Welt von Sierra Leone irgendwie entschleunigt, kein Verkehrschaos. Am Straßenrand werden Getränke verkauft, bestes Obst (Ananas, Papaya), und die Lage wirkt friedlich. In der Stadt sah man ein-, zweimal Männer mit einem Maschinengewehr.

DA IST SIE: die SOMBO School of midwifery – endlich, unsere Hintern sind festgesessen!

WAS FÜR EIN EMPFANG: Die Hebammenschülerinnen (HALT STOPP: Da sind auch 2 Männer dabei!?) stehen in großem Halbkreis um uns herum, singen und tanzen. In den Stücken geht es – so erklärt Patricia – um wichtige Botschaften, und wir werden mit wirklich originellen Texten, in die unsere Namen eingebaut sind, begrüßt. Die Frauen versprühen eine so dermaßen gute Laune. WAS IST DENN HIER LOS?

Dolly, die Vorsängerin, BRENNT vor Glück! Sie ist die Schulleiterin, aber kümmert sich auch um Veranstaltungsorga und Songtexte. Es gibt Reis mit einem sattgrünen Gemüse. Dolly klärt auf: "Das sind Kartoffel-Blätter." Ah. Das Mittagessen ist der Wahnsinn! Die Blätter der SÜßKARTOFFEL, gekocht wie z.B. Spinat!!

100 Fragen und mehr

Jetzt lernen wir die SchülerInnen näher kennen, ein Mix aus Führung & Demonstration: Comfort erklärt, dass die Blutdruck-Messung wichtig ist. Ich melde mich als Freiwillige. Stelle hundert Fragen und kommentiere. Comfort gibt nach ein paar Minuten eine deutliche Ansage: "stop talking!" Oh. Seitdem aber: big love (selten eine so fokussierte, klasse Person bei der Arbeit erlebt.). Comfort. Toll. Dann Isata. Sie erklärt uns die Plazenta. Anhand eines sehr realistischen Modells. EIEIEI! Isata hat eine große Brille, große Zähne und eine große Botschaft: Plazenta genau untersuchen, in eine bestimmte Position legen nach der Geburt wg. guter Energie. Plazenta, check. 

Wir sprechen mit ehemaligen Schülerinnen der Hebammenschule. Sie berichten von den vielen positiven Erfahrungen, die sie hier gemacht haben, dem wertvollen Gelernten, der weiterhin engen Verbindung zur Schule: Die Ehemaligen unterstützen die aktuellen Schülerinnen.

Die Zahlen rund um das Thema Geburten/Gesundheitsversorgung für Schwangere, Gebärende und Neugeborene sind erschreckend: 

Pro 100 000 Geburten sterben in Sierra Leone 717 Frauen (Stand 2019). Verhältnis Ärzte: Patienten 1 : 20 000 (Stand 2020)

Viele Eindrücke. So engagierte Menschen wieder, so viele Sorgen und auch Hoffnungen – wir verabschieden uns dankbar, informiert und motiviert – à BO GOVERNMENT HOSPITAL!

Das Krankenhaus in Bo

Auf dem Weg zurück nach Bo halten wir an einem Krankenhaus. Esther, die Oberschwester, begrüßt uns so freundlich, doch der Zustand "ihrer" Station (mit Schwerpunkt GEBURTEN) ist ihr merklich unangenehm. Die amerikanische Hebammenausbilderin Jennifer wird deutlich: Alles fehlt! Der Apotheker-Schrank ist praktisch leer! Es fehlt ein/e kompetente/r Arzt/Ärztin. Die Sterilisierung der Instrumente findet mit Hilfe eines improvisierten (aber offenbar gängigen) Prozesses statt : 4 Eimer mit verschiedenen "Reinigungsmitteln"! Seifenlauge, Chlor, die anderen Eimer sind nicht beschriftet. Da nicht genug Material da ist, kann der Reinigungsprozess manchmal nicht 24 Stunden dauern und die Werkzeuge werden nur halb-sterilisiert wieder benutzt!! Das ist der Status Quo. Wir sind baff. Jennifers Augen wollen lächeln, aber ihr Mund sieht aus, als wolle bzw. müsse sie gleich weinen. 

Mir wird mal wieder klar, warum die Arbeit von action medeor so wichtig ist. Dinge, die uns alltäglich und selbstverständlich erscheinen: ein Krankenbett, Schmerzmittel und Betäubung bei einem Kaiserschnitt – alles Mangelware hier. 

Wir fahren weiter. Im Auto zunächst langes Schweigen. Dann vorsichtiger Rückblick: so viel mutmachende Arbeit auf der Hebammenschule <–> so viel Mangelzustand im Krankenhaus.

3. Tag

Guten Morgen, Sierra Leone! Das war eine gute Nacht. Habe ich geträumt überhaupt?! An wen oder was denke ich zuerst?

• zuhause (mini Heimweh)

• die Plazenta (hä?!)

• Patricia, die Frauen bei ihr

• Die engen Straßen mit grün-satter Flora, links & rechts mit Bergen!

• Patricia, strahlend

• Jennifer, traurig

• Kaffee

Heute fahren wir nach SAHN, eine über 2-stündige Fahrt "durch den Busch, über holprige Wege". Ok. Wir werden begrüßt von Mitarbeiter:innen von WAVES:

Women Against Violence and Exploitation in Society in Sierra Leone.

Gegründet 2005 von der Menschenrechtlerin Hannah Fatmata Yambasu (wir werden sie am Abend in Bo besuchen & kennenlernen): Mädchen sollen ein Recht haben auf Bildung, auf Gleichberechtigung, auf geistige und körperliche Unversehrtheit. Hannah strebt ein Ende an der FGM/C (weibliche Genitalverstümmelung/Beschneidung) an. 

Waves

Mädchen zw. 8 und 14 werden in Sierra Leone beschnitten, das ist Tradition. Die Praktiken sind unfassbar schmerzhaft (und eine Verletzung der Menschenrechte!), Mädchen bluten, verbluten, können daran sterben. Erst nach dieser rituellen Initiation sind sie: Frauen. Laura, Projektkoordinatorin bei WAVES, erklärt, und sprüht vor Energie. Sie lächelt selten, aber ihr Wesen strahlt.

Salome, auch Projektkoordinatorin bei WAVES, ist ruhiger, eine schöne stille junge Frau, Mohamed Christian ist ruhig und offenbar der eloquenteste – er kennt die harten Fakten, die Zahlen, er ist der Zahlenmann und irre nett. 

Im Auto denke ich über die Arbeit der vielen wundervollen Frauen & Männer nach: die Hebammen, die zu den Familien fahren und über die Gefahren von Hausgeburten sprechen, oder die WAVES-Mitarbeiter:innen, die sich einsetzen für Gleichberechtigung und das Recht auf Bildung. Das macht Hoffnung, ich bin so froh, dass ich diese Menschen kennenlernen & erleben darf. 

Zu Besuch in kleinen Gemeinden

Wir fahren zurück Richtung Bo, wieder über Stock & Stein, und möchten kleine Gemeinden besuchen auf dem Weg. Babassi ist so ein guter Fahrer, er ist gewissenhaft und vorsichtig und so ungeheuer freundlich. Trotzdem: Das Gehopse auf diesen Wegen ist für Stoßdämpfer von Autos und menschliche Knochen kein Fest, wir sehen’s positiv: Massage!

In den kleinen unverputzten Häusern, zu denen dann und wann eine Schule für kleinere Kinder gehört, werden wir so herzlich empfangen! Die Mädchen singen und begrüßen uns, nicht aufgeregt, aber doch ein bisschen angespannt, und ihre Lehrer:innen sind stets stolz und froh. Auch die kleineren Mädchen (9 J –14 Jahre), schick in ihren blau-weißen Schuluniformen, erzählen von ihren "safe spaces", und dass sie die Zeit miteinander + den Austausch zu Mädchen-Themen genießen. Laura von WAVES bittet die Mädchen, über ihre Erfahrungen zu sprechen, und ich frage schließlich, was sie einmal werden wollen UND WAS NICHT!! Was würde man jetzt erwarten? Möchten sie auch Aktivistinnen werden, oder Ärztinnen? Oder Landwirtinnen wie ihre Eltern? Oder Superstars??

ACHTUNG: diese 24 Mädchen wollen folgendes werden (sortiert nach Anzahl der Nennungen! Angela hat ALLES notiert!!):

• 5 x nurse (Krankenschwester)

• je 3 x president (Präsidentin), soldier (Soldatin), police officer (Polizistin)

• je 2 x tailor (Schneiderin), lawyer (Anwältin), teacher (Lehrerin)

• je 1 x scientist (Wissenschaftlerin), accountant (Beamtin), doctor (Ärztin), minister (Ministerin)

• KEIN MAL LANDWIRTIN!

Das ist doch irre: Diese Mädchen möchten nicht in die Berufe ihrer Eltern gehen! Weil das anstrengende Berufe sind, viel Arbeit, wenig Lohn. Sie wollen Gutes tun (5 Krankenschwestern!) oder die Welt verändern (Präsidentin)!

4. Tag

Wir checken aus, TSCHÜSS BO, und besuchen morgens ein MCHP – ein Maternal Child Health Post, einen Gesundheitsposten für Mutter-Kind-Gesundheit: In dieser ländlichen Gesundheitsstation arbeiten einige Frauen, KEINE gelernten Hebammen, sondern sogenannte "(Maternal & Child Health) Aids", also (Mutter-Kind-Gesundheit-)Helferinnen. Hier auf der Station treffen sich Schwangere und Frauen, die ihre Neugeborenen mitbringen, 2-mal in der Woche, zur Beratung, zu Untersuchungen, zum Wiegen der Babies, für Impfungen etc. Wieder werden Botschaften mithilfe von Liedern vermittelt. Und wir wippen mit, pardon, steif Rumstehen geht da einfach nicht!

Patricia sagt zwar, "at every level of the pregnancy there should be a mid wife" (in jedem Stadium der Schwangerschaft sollte eine Hebamme verfügbar und greifbar sein), aber manche Frauen denken in traditionellen Strukturen + Gewohnheiten: Wenn der Mann es nicht erlaubt, gehen sie nicht in die Gesundheitsstation! Immer noch finden viel zu viele Hausgeburten statt, bei denen viel zu oft etwas schief geht. Wir müssen weiterfahren. Freetown, we’re comin’!! Nächstes Ziel: FAHP

Forum Against Harmful Practices

Das ist der Dachverband verschiedener Organisationen der Zivilgesellschaft, die sich gegen "schädliche Praktiken", vor allem gegen Verstümmelung der weiblichen Geschlechtsorgane einsetzen. 

Vizepräsidentin ist – tatatataaaaaa“ – Hannah, die WAVES-Gründerin.

Wir sitzen an einem Tisch in einem sehr bescheidenen Büro im dritten Stock eines sehr brüchigen Hauses mitten in einem bollerlauten Vorort von Freetown, eingeladen haben uns 2 der Chefs: Animata Coroma & Ismael Cole, zwei wahnsinnig engagierte und couragierte Menschen, die sich empören und etwas ändern wollen (FAHP wurde 2014 gegründet): Schluss mit FGM! Animata erzählt, dass sie nach ihrer Beschneidung zu ihrer Mutter ging und ihr sagte: Ich schwöre dir, ich werde das letzte Mädchen in unserer Familie sein, das eine Beschneidung erleben muss. 

Die Beschneidung von kleinen Mädchen (und auch jungen Frauen!) ist in Sierra Leone ja Tradition, das ist die gängige gelernte Praxis bei der Initiation. 

Wer sind die Soweis?

Die SOWEIS gelten als angesehene Frauen, ihre Ausbildung dauert ca. 3 Jahre, sie verdienen pro Beschneidung ca 500 Dollar und evtl sind sie ja wirklich gute Ratgeberinnen, Tanzlehrerinnen, Erzieherinnen, Weitergeberinnen wichtiger Traditionen und Kultur – aber die Schmerzen, die HÖLLISCHEN Schmerzen bei FGM sind schlicht nicht ok. 

Animata + Ismael sind wilde, mutige Vögel, aber auch Fans von so spießigen Text-Präsentationen, puh.

Stellt sich raus: total interessant! Animata liest die Texte vor (Wer ist FAHP? Was soll erreicht werden? Wie stoppt man FGM, ohne Traditionen & Rituale zu stoppen und/oder den SOWIES die Lebensgrundlage, den Respekt, die Verehrung, den Verdienst zu rauben??? Was wurde bereits erreicht?), und wir dürfen Zwischenfragen stellen. Toll! Wir diskutieren lange und intensiv. 

Zurück nach Freetown

Wir sind spät dran, wir wollen nicht zu spät in Freetown sein, denn wir sind mit dem neuen deutschen Botschafter verabredet zum Dinner.

Wir fahren Kolonne. PENG! bzw. Pffffft: Reifen geplatzt! Um 13.15 Uhr! Und zwar am Wagen des MEGA-Fahrers Babassi!!! Nix passiert, puh, einfach zu heiß, das halten die Reifen nicht aus. Also Reifenwechsel – Babassi & Mohamed machen das ruckzuck.

In Freetown dann ein letzter gemeinsamer Abend: Der deutsche Botschafter Jens Kraus–Massé möchte uns kennenlernen (Vanessa kennt er natürlich bereits: dt. NGOs sind in engem Kontakt mit der Botschaft) und wissen, was wir gesehen haben, mit welchen Eindrücken wir nach Hause fahren. 

Mit vielen Eindrücken nach Hause

• Was haben wir erlebt?

• Was nehmen wir mit?

Dass es so viele engagierte Menschen gibt, denen es wichtig ist, anderen zu helfen. 

Dass Sierra Leone so arm ist, aber zugleich so besonders und so schön: die Menschen und das Land.

Dass es nicht nur ok ist, sondern wichtig und möglich, sich aktiv einzusetzen für Menschenrechte, Gleichberechtigung und Zugang zu Bildung und Gesundheit. 

Und dass Spenden ankommen! Dass sie etwas ändern zum Besseren. 

Jetzt sitze ich im Flugzeug nach Hause, ins vergleichsweise reiche friedliche Deutschland, und ich bin dankbar, dass ich gesund bin, eine Familie habe und einen astreinen Job, dass ich reisen & und mich schlau machen darf. Und dass es Menschen gibt, die in der Not helfen: aktiv vor Ort, oder durch Spenden.

Ein (1) Wort also zum Schluss: DANKE

action medeor

Das Medikamentenhilfswerk (medeor.de) aus Tönisvorst am Niederrhein sorgt dafür, dass Menschen weltweit besseren Zugang zu Medikamenten und medizinischer Versorgung haben. Zudem unterstützt die NGO Entwicklungsprojekte. Anke Engelke ist seit 20 Jahren Botschafterin von action medeor. Allein ihre Gewinne bei "Wer wird Millionär?" brachten dem Verein bisher 2,25 Millionen Euro. Spenden: action medeor, Sparkasse Krefeld, IBAN: DE78 3205 0000 0000 0099 93

Anke Engelke: Eine Doppelseite eines Tagebuchs
© Boris Breuer / Brigitte

"Ich habe immer einen Klebestift dabei"

Anke Engelke über ihre Tagebuch-Bastel-Lust und was sie mit action medeor verbindet

Brigitte: Die Bücher, die auf Ihren Reisen entstehen, sind randvoll mit Gedanken, Eindrücken, Bildern, alles eingeklebt und gestaltet. Schreiben Sie auf all Ihren Reisen so aufwendig Tagebuch?

Anke Engelke: Ja, das hat in meiner Familie Tradition. Mein Vater hat meiner Schwester und mir immer aufgehalst, im Urlaub aufzuschreiben, was wir erleben. Er meinte, dann könnten wir in der Schule besser davon erzählen.

Und heute gehört es für Sie dazu.

Ich mag das gern, ich sammle Postkarten, Schnipsel, mal eine Quittung, einen Zettel, die ich dann einarbeite. Das ist pure Lust am Zusammentragen, um es dann mit anderen zu teilen. Ich kann die Bücher nach einer Reise mühelos hergeben. Oder veröffentlichen, wie jetzt in der BRIGITTE.

Sie schreiben kaum etwas über sich selbst, überlassen die Bühne ganz den Menschen, die Sie treffen. Ist Tagebuch zu schreiben nicht eigentlich immer auch Selbstreflexion? 

Für mich nicht, Fragen wie "Was sagt mir diese Erfahrung über mich selbst?" interessieren mich einfach null. Weil sowieso schon so viel um mich kreist, da muss ich nicht auch noch um mich kreisen.

Sie waren in Benin, Togo, Tansania, Malawi – immer zieht es Sie nach Afrika. Wie kommt das?

Ich will da einfach immer wieder hin, ich freue mich auf jede Reise. Es ist ja auch ein Luxus, ein Gefühl für einen Kontinent entwickeln zu können, ihn kennenzulernen – nicht oberflächlich, sondern ganz ernsthaft. Ich reise auch sehr gern nach Asien, vor allem nach Indien, da möchte ich manchmal am liebsten dableiben. Afrikanische Länder – da ist es anders, da will ich nach Hause und ganz schnell alle küssen. 

Wieso unterstützen Sie das Medikamentenhilfswerk action medeor – und nur das?

Mir ist nicht nur die Exklusivität wichtig, sondern auch die Glaubwürdigkeit. Denn was wäre es für ein Signal, wenn nicht mehr überschaubar wäre, für wen oder was ich mich engagiere? Ich will etwas Gutes mit dem anfangen, was ich alles Gutes bekomme, ich bin so ein privilegierter Mensch, und diese Prominenz, die ja auch unangenehm ist, muss ich doch für etwas Gutes nutzen können. Bei action medeor hat was gefunkt. Ich habe die Menschen, die dort arbeiten, kennengelernt und gesehen, dass sie geradezu selbstlos diese eine Sache machen: Medikamente sammeln, zusammenpacken, verschicken. Das ist eine logistische Meisterleistung. Notapotheke der Welt nennen die sich ja, und das ist nicht übertrieben. action medeor war auch sofort in der Ukraine vor Ort und im Einsatz und im Ahrtal.

Hallt so eine Reise bei Ihnen nach? 

Ja, es ist noch immer alles da – da hilft auch das Tagebuchschreiben. Das mache ich auch privat, selbst wenn ich mit der Familie in den Urlaub fahre. Es gibt bei mir Kartons, Fächer voller kleiner Bücher, alles unsortiert. Ich habe immer einen Klebestift dabei, Bastelzeug, heute auch, oben im Hotelzimmer. Ich bin halt so eine Collagen-Else. 

Interview: Meike Dinklage

Brigitte

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