Um die Ausbreitung des tödlichen Virus einzudämmen, wurde in Grossbritannien ein Desinfektionsmittel versprüht. (Bild: Hulton / Corbis / Dukas)

Um die Ausbreitung des tödlichen Virus einzudämmen, wurde in Grossbritannien ein Desinfektionsmittel versprüht. (Bild: Hulton / Corbis / Dukas)

Vor 100 Jahren wütete die Spanische Grippe. Bis heute bleibt sie ein Rätsel

1918 geht ein tödliches Fieber um den Globus. Es sterben mehr Menschen als in beiden Weltkriegen zusammen.

Marc Tribelhorn
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Als der spanische Monarch Alfonso XIII. und ein Teil seines Kabinetts vom Fieber geschüttelt werden, erhält eine der verheerendsten Seuchen seit Menschengedenken ihren Namen. Die Nachrichtenagentur Reuters kabelt Ende Mai 1918 in alle Welt: «Eine seltsame Krankheitsform von epidemischem Charakter ist in Madrid aufgetreten. Die Epidemie ist von einer milden Form, Todesfälle wurden bisher nicht gemeldet.» Bald ist allenthalben von der Spanischen Grippe die Rede – und rasch zeigt sich, dass die Krankheit alles andere als harmlos ist. In den Folgemonaten sterben zwischen 20 und 50 Millionen Menschen an der hochansteckenden Influenza, manche Historiker schätzen die Opferzahl sogar auf bis zu 100 Millionen. Eine halbe Milliarde Menschen, also ein Drittel der damaligen Weltbevölkerung, soll sich angesteckt haben. Es sind Chiffren eines Grauens, das lange lediglich als Fussnote der Geschichte behandelt worden ist, als blosser Appendix zur Massenschlächterei des Ersten Weltkriegs, der damals seinem Ende zuging.

Klagen über «Blitzkatarrh»

Ihren Ursprung hat die Spanische Grippe aber nicht auf der Iberischen Halbinsel, sondern aller Wahrscheinlichkeit nach im Mittleren Westen der USA. In Camp Funston im Gliedstaat Kansas, wo Soldaten für ihren Einsatz in den europäischen Schützengräben ausgebildet werden, meldet sich am Morgen des 4. März 1918 ein Armeekoch namens Albert Gitchell auf der Krankenstation. Rasende Kopf- und Gliederschmerzen, hohes Fieber und Halsweh plagen ihn. Bis zum Mittag werden 100 weitere Fälle mit den gleichen Symptomen registriert, nach drei Wochen sind es über 1000, 38 Rekruten sterben. Gitchell geht später als «Patient null» in die Medizingeschichte ein; doch damals ahnt noch niemand, was folgen sollte.

Zu Abertausenden werden die amerikanischen Soldaten im März und April nach Frankreich verschifft. Mit ihnen erreicht auch die Influenza die Westfront, an der sich die Armeen der Entente und der Mittelmächte metertief eingegraben haben. Die Deutschen klagen daraufhin über «Blitzkatarrh», die Briten über «flandrisches Fieber», die amerikanischen GI über ein geheimnisvolles «knock-me-down fever». Die grassierende Grippe füllt die Lazarette, ganze Einheiten sind tagelang kampfunfähig, die Offensiven stocken. Der deutsche General Erich Ludendorff erinnert sich später: «Die Grippe griff überall stark um sich.» Die Pressezensur in den kriegführenden Staaten sorgt jedoch dafür, dass keine beunruhigenden Nachrichten an die Öffentlichkeit dringen.

Die Spanische Grippe wütete 1918 bis 1919 auf der ganzen Welt. Laut Schätzungen sind dem damals noch unbekannten Influenzavirus 20 bis 50 Millionen Menschen zum Opfer gefallen. Einige Historiker sprechen sogar von 100 Millionen Todesfällen. Das Bild zeigt ein Lazarett der amerikanischen Armee in Kansas, wo die ersten Fälle registriert wurden. (Bild: National Museum of Health and Medicine / Library of Congress)
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Spitalbetrieb in New Haven, Connecticut. Die einzelnen Betten sind durch Vorhänge voneinander abgetrennt. (Bild: American Red Cross / Library of Congress)
Ein Mann desinfiziert das Oberdeck eines Busses. (Bild: Davis / Getty)
Mitfahren nur mit Maske: Strassenbahn in Seattle, Washington. (Bild: American Red Cross / Library of Congress)
Die Angst vor Ansteckung prägt den Alltag. (Bild: Keystone / Getty)
Apparatur zum Schutz vor krank machender Luft. (Bild: Topical Press / Getty)
Sterilisieren in einem zum Spital umfunktionierten Bauernhof in Massachusetts, USA. (Bild: Science Photo Library / Keystone)
Eine Krankenschwester versorgt in Washington, D.C., Grippepatienten an der frischen Luft. (Bild: Harris & Ewing / Library of Congress)
Bereit für den Einsatz: amerikanische Grippe-Ambulanzen im Oktober 1918 in St. Louis, Missouri. (Bild: Science Photo Library / Keystone)
Amerikanische Soldaten und Spitalpatienten bei einer Filmvorführung in der französischen Gemeinde Royat. (Bild: Science Photo Library / Keystone)
Die Deutschen seien besiegt, nicht aber die Grippe: In Paris propagieren zwei Männer im März 1919 das Tragen von Schutzmasken. (Bild: Topical Press / Getty)
«Halten Sie Mund und Zähne sauber!» Die amerikanische Bevölkerung wird über Plakate informiert, wie sie sich vor einer Infektion schützen kann. Einige der Ratschläge sind auch heute noch gültig. (Bild: Science Photo Library / Keystone)
Hilfreiches Mittel oder Geschäftemacherei mit der Angst? Das Medikament Formamint soll Keime im Rachen abtöten. (Bild: Imago)
Auch in der Schweiz wütet die Jahrhundertgrippe: beim Mittagessen in einem Erholungszentrum in Sigriswil im Berner Oberland. (Bild: Schweizerisches Bundesarchiv)
Kegeln im Keller des Sigriswiler Grippe-Erholungszentrums. (Bild: Schweizerisches Bundesarchiv)
Das Schlimmste überstanden: Rekonvaleszente Soldaten helfen auf einem Alpbetrieb. (Bild: Schweizerisches Bundesarchiv) Zum Artikel

Die Spanische Grippe wütete 1918 bis 1919 auf der ganzen Welt. Laut Schätzungen sind dem damals noch unbekannten Influenzavirus 20 bis 50 Millionen Menschen zum Opfer gefallen. Einige Historiker sprechen sogar von 100 Millionen Todesfällen. Das Bild zeigt ein Lazarett der amerikanischen Armee in Kansas, wo die ersten Fälle registriert wurden. (Bild: National Museum of Health and Medicine / Library of Congress)

Die Krankheit verläuft zunächst nicht anders als die gewöhnliche saisonale Grippe. Der Schriftsteller Ernst Jünger berichtet per Feldpost: «Ich beuge durch ausgedehnte Sonnenbäder vor und bin so braun geworden, dass kein Flieger mich entdeckt.» Die Influenza nimmt der Frontkämpfer, der sich mit Granathagel und Gasnebel auskennt, gelassen: «Sie hat absolut nichts Furchtbares, es sei denn ihre Verbreitung.»

Und tatsächlich rast die Grippe, die als Tröpfchen- und Kontaktinfektion übertragen wird, im Mai und Juni unaufhaltsam über den Globus: ins neutrale Spanien etwa, wo wegen der fehlenden Zensur erstmals offen darüber berichtet wird; aber auch nach Grossbritannien, in den Osten Europas, nach Afrika, Amerika, Asien oder Australien. Im Vatikan fiebern die Menschen bald wie in Havanna, Mumbai oder Philadelphia. Zwei Errungenschaften der Moderne – das Dampfschiff und die Eisenbahn – sowie die gigantischen Truppen- und Materialverschiebungen sind dafür verantwortlich. Trotz horrenden Ansteckungszahlen kommt es anfänglich zu relativ wenigen Todesopfern.

Doch als der grippale Spuk im Sommer bereits vorbei scheint, passiert etwas, was bis heute rätselhaft ist: Der Erreger kehrt in mörderisch-mutierter Form zurück, und zwar nicht erst im folgenden Winter, sondern fast nahtlos. Schon Ende August wütet die Influenza wieder beidseits des Atlantiks – in Boston an der amerikanischen Ostküste, im westafrikanischen Freetown und im französischen Brest. Das grosse Sterben beginnt.

Dunkelblaue Leichen

Nach den gleichen Anfangssymptomen wie im Frühjahr nimmt die Krankheit dieses Mal viel häufiger einen dramatischen Verlauf. Auf den Wangen von Infizierten bilden sich mahagonifarbene Flecken, dann breitet sich die Röte über das ganze Gesicht aus. Die Patienten spucken Blut, ihre Körper verfärben sich violett und dunkelblau, «bis man Farbige kaum mehr von Weissen unterscheiden konnte», wie ein amerikanischer Militärarzt schreibt. Experten nennen diesen Effekt, der durch Sauerstoffarmut entsteht, «heliotrope Zyanose». Die Erkrankten ersticken schliesslich elendiglich und nicht selten bei klarem Bewusstsein. Bei der Autopsie der Leichname stossen die Mediziner auf geschwollene, mit ausgetretenem Blut vollgelaufene Lungen. Die meisten Todesfälle sind denn auch die Folge einer bakteriellen Lungenentzündung. Medizinhistoriker gehen heute davon aus, dass das Virus den Organismus so weit geschwächt hat, dass sich der Körper nicht mehr gegen zusätzliche mikrobielle Attacken wehren konnte. Die Folge: eine sogenannte Superinfektion.

Der Schriftsteller Stefan Zweig notiert im Oktober 1918 in Zürich in sein Tagebuch: «Eine Weltseuche, gegen die die Pest in Florenz oder ähnliche Chronikgeschichten ein Kinderspiel sind. Sie frisst täglich 20 000 bis 40 000 Menschen weg.» Und auf der indonesischen Insel Java heisst es apodiktisch: «Morgens krank, abends tot; abends krank, morgens tot», wie Einheimische noch Jahrzehnte später Wissenschaftern berichten. Tatsächlich sterben während der zweiten Welle so viele Menschen in so kurzer Zeit, dass es in Europa und den USA zu Engpässen bei der Sargproduktion kommt; in den Leichenkammern stauen sich die Verstorbenen, viele werden schliesslich in anonymen Massengräbern beigesetzt.

Wegen des aggressiven Krankheitsverlaufs, der verfärbten Leichen und der Zensurpolitik der Behörden kursieren unter Zeitgenossen Schauergeschichten und Verschwörungstheorien. Über eine Rückkehr des «schwarzen Todes», der Pest, wird gemutmasst. Frömmler glauben an eine Strafe Gottes. In Konstantinopel meint ein Arzt, es handle sich «um eine Katastrophe, die nicht Pest genannt wird, aber in Wirklichkeit viel gefährlicher und tödlicher ist». Die Grippe werde von giftigen Ausdünstungen verursacht, die von den Leichenbergen der Schlachtfelder in Flandern oder der Champagne aufstiegen, behaupten andere. Die Deutschen werden gar verdächtigt, heimtückische Biowaffen eingesetzt oder Aspirin-Tabletten des Pharmaherstellers Bayer vergiftet zu haben, um den Weltkrieg noch für sich zu entscheiden. Doch auch sie sterben zu Tausenden.

Aspirin, Chinin, Heroin!

Die Ärzte stehen vor einem Rätsel. Die Fortschrittlichen unter ihnen glauben, dass die Grippesymptome von einem Bazillus stammen, der nach seinem Entdecker, dem deutschen Bakteriologen Richard Pfeiffer, benannt ist – ein Fehlschluss, der daher rührt, dass dieses Bakterium (Haemophilus influenzae) bei vielen Patienten vorkommt. Aber es löst keine Grippe aus: Das verursachende Influenzavirus, das damals wegen seiner Grösse unter dem Mikroskop nicht erkennbar ist, wird erst 1933 entdeckt.

Weil die Mediziner diagnostisch im Dunkeln tappen, wirken auch ihre Heilmittel nicht. Alle bekannten Therapien schlagen fehl. Es gibt noch keine Grippeimpfung, keine antiviralen Mittel und keine Antibiotika zur Behandlung bakterieller Infektionen. Oft greifen die Mediziner zur damaligen «Wunderdroge» Aspirin, die zumindest Schmerzen lindert und Fieber senkt; verschreiben Chinin, das sich schon im Kampf gegen Malaria bewährt hat; verabreichen stärkende Arsenzubereitungen, Heroin und Morphium oder injizieren Quecksilber. Bettruhe, Nasenduschen und Inhalationen gehören zum Standardprogramm. Auch die Einnahme von Hochprozentigem ist verbreitet. Die Briten vertrauen auf die Wirkung von Whiskey, während Westschweizer Ärzte gegen den Irrglauben anschreiben, «dass Alkohol in hohen Dosen gegen die Influenza schütze».

Unbestritten ist bereits damals das Gebot der Hygiene: drei Männer mit Gesichtsmasken in Alberta, Kanada. (Bild: Library and Archives Canada)

Unbestritten ist bereits damals das Gebot der Hygiene: drei Männer mit Gesichtsmasken in Alberta, Kanada. (Bild: Library and Archives Canada)

In nicht industrialisierten Ländern setzen die Menschen auf traditionelle Heilmethoden, in Indien auf Ayurveda, in China auf Schwitzen und Opiumrauchen in öffentlichen Bädern. Auch der Aderlass aus vormodernen Zeiten wird in der Not wieder praktiziert.

Die Behörden haben spätestens bei der zweiten Influenzawelle den Ernst der Lage erkannt. Nun werden Alarmsysteme für Grippefälle eingeführt, über Häfen und Bahnhöfen Quarantänen verhängt, Isolierstationen in Spitälern eingerichtet. Die Losung heisst «social distancing», also keine Massenansammlungen mehr: Schulen, Theater, Märkte und Kirchen bleiben vorübergehend geschlossen. Der Gebrauch von Gesichtsmasken und Desinfektionsmitteln wird empfohlen oder gar gesetzlich vorgeschrieben, um die Übertragungsraten einzudämmen. In den USA verbreiten Schilder die Warnung «Spucken bedeutet Tod!», in der Schweiz wird für «Grippsano» geworben, einen «Telephon-Desinfektor». Das öffentliche Leben erlahmt. Doch die ergriffenen Massnahmen können die weitere Ausbreitung der tödlichen Krankheit bestenfalls verzögern, nicht aber verhindern. Wer kann, macht es wie der spätere Stararchitekt Le Corbusier, der sich in seiner Pariser Wohnung verschanzt, Cognac trinkt, raucht – und wartet, bis das Schlimmste vorüber ist.

24 500 Tote in der Schweiz

Als im November nach über vier Jahren Krieg endlich die Waffen ruhen, finden die Killerviren neuen Nährboden: An den Siegesfeiern liegen sich Hunderttausende in den Armen, in den Verliererstaaten kommt es zu revolutionären Versammlungen. Vor allem aber kehren Millionen von Kämpfern in ihre Heimat zurück – und verbreiten den Erreger weiter. Bis in die entlegensten Winkel der Erde dringt das Virus vor und rafft die Menschen dahin. Nur ganz wenige Gebiete wie die Antarktis, St. Helena im Südatlantik oder die Insel Marajó an der Amazonasmündung bleiben verschont, weil dort keine Schiffe mit Infizierten anlegen. Im Dezember beruhigt sich die Situation zusehends, doch im Frühjahr 1919 bricht noch eine dritte Grippewelle über einzelne Weltregionen herein. In dieser letzten Phase besonders getroffen wird etwa Alaska, wo auf einen Schlag fast die gesamte Bevölkerung erkrankt. Aber auch Europa ist die Seuche noch nicht los: Während der Pariser Friedensverhandlungen erleidet beispielsweise der amerikanische Präsident Woodrow Wilson einen so heftigen Grippeanfall, dass sein Leibarzt zunächst von einem Giftanschlag ausgeht.

Bis heute ist umstritten, wie viele Millionen Menschen der Spanischen Grippe zum Opfer fielen. Die meisten Staaten verfügten nicht einmal in Friedenszeiten über Sterberegister, geschweige denn während eines totalen Kriegs, der Grenzen verschob und Chaos erzeugte. Einigermassen verlässliche Daten existieren dennoch: Für die USA gehen Experten von 675 000 Grippetoten aus, für Deutschland von 350 000, für Frankreich und Japan jeweils von 400 000. In der vom Krieg unversehrten Schweiz registrierten die Bundesbehörden unter den 4 Millionen Einwohnern 744 000 Fälle von Influenza, rund 24 500 Menschen starben. In abgelegenen Gebieten wie Westsamoa oder den Fidschiinseln wurden gar Todesraten von 15 bis 20 Prozent verzeichnet. Für bevölkerungsreiche Riesengebiete wie Indien, China, Russland, den Orient sowie den afrikanischen Kontinent sind hingegen kaum statistische Angaben verfügbar. Klar ist nur, dass sie von der Spanischen Grippe schwer heimgesucht wurden, weshalb die neueren Hochrechnungen der Medizinhistoriker Niall Johnson und Jürgen Müller von weltweit 50 bis 100 Millionen Toten – mehr, als die beiden Weltkriege zusammen forderten! – durchaus plausibel sind.

Auch Neuseeland ist heimgesucht worden: temporäres medizinisches Zentrum in Christchurch. (Bild: New Zealand History / CC BY-NC 3.0 NZ)

Auch Neuseeland ist heimgesucht worden: temporäres medizinisches Zentrum in Christchurch. (Bild: New Zealand History / CC BY-NC 3.0 NZ)

Wieso die Kräftigen?

Hundert Jahre nach dem grausamen Seuchenzug um den Erdball sind noch weitere wichtige Fragen nicht endgültig beantwortet: Weshalb starben an der Spanischen Grippe besonders häufig robuste Männer und Frauen im Alter von zwanzig bis vierzig Jahren und nicht wie bei einer gewöhnlichen saisonalen Grippe vor allem Kinder, Kranke und Alte? Und wie genau hängen die tödliche Pandemie und der Erste Weltkrieg zusammen? Ganz sicher haben die massiven Truppenverschiebungen, die rigide Pressezensur sowie die schlechte Gesundheit breiter Bevölkerungsschichten die Ausbreitung der Grippe gefördert. Welchen Einfluss das Killervirus auf den Kriegsverlauf gehabt hat, ist unter Historikern aber ebenso umstritten, wie die Folgen dieses tiefen demografischen Einschnitts unerforscht sind.

Dass die Spanische Grippe kaum Eingang in die nationalen Erinnerungskulturen gefunden hat, lässt sich indes erklären: Zum einen wurde die Erinnerung an die verheerende Krankheit von den wirkmächtigeren Bildern eines vierjährigen «totalen» und extrem folgenreichen Krieges überlagert. Zum anderen eignen sich Seuchen generell wenig für heroische Darstellungen – vor allem nicht, wenn ihnen Politik und Medizin so ratlos gegenüberstehen wie in jenen fiebrigen Monaten des Jahres 1918.

Literatur zum Thema:
Laura Spinney: 1918 – Die Welt im Fieber. Wie die Spanische Grippe die Gesellschaft veränderte. Hanser-Verlag, München 2018.
Harald Salfellner: Die Spanische Grippe. Eine Geschichte der Pandemie von 1918. Vitalis-Verlag, Prag 2018.
Wilfried Witte: Tollkirschen und Quarantäne. Die Geschichte der Spanischen Grippe. Verlag Klaus Wagenbach, Berlin 2008.
Alfred W. Crosby: America's Forgotten Pandemic. The Influenza of 1918. Cambridge University Press, Cambridge 2003.

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