Es nieselt jetzt ein bisschen. Gerhard Petritz sagt, er hätte auch kein Problem damit, Interviews im Vorgarten zu führen, die Nachbarn wüssten Bescheid. Sich nicht zu ducken, vielleicht ist das auch die beste Taktik, wenn man sich dazu entschlossen hat, die Öffentlichkeit um Hilfe bei der Suche nach der Tochter zu bitten, mit einer mehrsprachigen Facebook-Seite und Flyern, die auf Campingplätzen in ganz Europa verteilt werden sollen. Die Polizei fahndet nur nach Josi, aber nicht nach ihrem Onkel. Der Verdacht des sexuellen Missbrauchs reiche nicht aus für einen internationalen Haftbefehl, hatte die Staatsanwältin gesagt.

 

Laut Gesetz würde sich Gerrit H. nur strafbar machen, falls er sich an seiner Nichte vor deren 14. Geburtstag vergriffen hätte. Aber dafür gäbe es keinen hinreichenden Verdacht. Selbst wenn die beiden jetzt miteinander intim wären, wäre das nicht verfolgbar. Für Josis Eltern ist dieser Satz ein Schlag ins Gesicht. Sie haben sich krankschreiben lassen, um die Suche nach Josi voranzutreiben. Aber ihr Aktionismus ist das eine, und die Frage nach den Gründen für Josis Verschwinden das andere.

„Es gab da eine Seite an Josi, die wir nicht kannten“

Petritz’ Stimme gerät ins Stocken, wenn er sich eingestehen muss, dass ausgerechnet diese Flucht zu Tage gefördert hat, was sie eigentlich vertuschen soll: dass die Gymnasiastin nämlich schon seit Monaten ein Doppelleben geführt hat. Petritz sagt es, wie es ist: „Es gab da eine Seite an Josi, die wir nicht kannten.“

Angst schwingt nicht mit in seiner Stimme. Er sagt, er vertraue darauf, dass Josi früher oder später erkenne, dass sein Schwager sie manipuliert habe. Denn anders sei ihr Verhalten ja nicht zu erklären. Er kenne Gerrit H. Er könne sich nicht vorstellen, dass er Josi etwas antun würde.

Gerrit H. lässt alles stehen und liegen – und haut ab

Noch weiß keiner, wohin die beiden ausgerissen sind. In Richtung Süden, vermutet Gerhard Petritz. Unter den Sachen, die Josi in ihre Schultasche gesteckt hat, soll auch eine Tube Sonnencreme gewesen sein. Alles deutet auf eine Kurzschlussreaktion hin. Das ahnt man, wenn man ins bürgerliche Mariendorf fährt, dort, wo die Familie von Gerrit H. in ihrem Haus seit Tagen von Boulevardreportern belagert wird.

Petritz ist ein leiser Mittvierziger, müde Augen in einem übernächtigten Gesicht. Während des Interviews meldet sich sein Magen mehrmals zu Wort. Er sagt, seit seine Tochter weg sei, sei nichts mehr, wie es einmal war. Sogar das Essen würden sie vergessen. Annette, seine Frau, habe schon fünf Kilo abgenommen.

Ein verschlafenes Kaff im Grünen

Er wirkt erstaunlich gefasst, jedenfalls nach außen hin. Journalisten kommen und gehen, doch ins Haus lässt er sie nicht. So hat es ihm die Polizei geraten. Josis Zuhause, das ist ein cremefarbenes Einfamilienhaus mitten im Grünen. „Petritz“ steht auf einem getöpferten Klingelschild. Eine Katze kauert vor der Tür. Es ist Josis Kater J. D., benannt nach dem Serienheld aus der TV-Krankenhausserie „Scrubs“. Ihr Vater sagt, die Serie sei lange Zeit ihre Lieblingsserie gewesen. Mit Schminken und Boygroups habe Josi nichts anfangen können. Die Welt der weißen Kittel habe sie fasziniert. Sie habe davon geträumt, Tierärztin zu werden.

Die Familie wohnt im brandenburgischen Schildow, 14 000 Einwohner, zehn Autominuten nördlich von Berlin. Es ist ein verschlafenes Kaff im Grünen, kein Ort, an dem man gerne Teenager sein möchte. Petritz sagt, genau das hatten sie gesucht, seine Frau und er, als sie 1995 hierherzogen, er Manager in einer Security-Firma, sie Krankenschwester. Ein Nest für sich und die Kinder Vincent (17) und Josephine.

Es reicht nicht für einen internationalen Haftbefehl

Es nieselt jetzt ein bisschen. Gerhard Petritz sagt, er hätte auch kein Problem damit, Interviews im Vorgarten zu führen, die Nachbarn wüssten Bescheid. Sich nicht zu ducken, vielleicht ist das auch die beste Taktik, wenn man sich dazu entschlossen hat, die Öffentlichkeit um Hilfe bei der Suche nach der Tochter zu bitten, mit einer mehrsprachigen Facebook-Seite und Flyern, die auf Campingplätzen in ganz Europa verteilt werden sollen. Die Polizei fahndet nur nach Josi, aber nicht nach ihrem Onkel. Der Verdacht des sexuellen Missbrauchs reiche nicht aus für einen internationalen Haftbefehl, hatte die Staatsanwältin gesagt.

Laut Gesetz würde sich Gerrit H. nur strafbar machen, falls er sich an seiner Nichte vor deren 14. Geburtstag vergriffen hätte. Aber dafür gäbe es keinen hinreichenden Verdacht. Selbst wenn die beiden jetzt miteinander intim wären, wäre das nicht verfolgbar. Für Josis Eltern ist dieser Satz ein Schlag ins Gesicht. Sie haben sich krankschreiben lassen, um die Suche nach Josi voranzutreiben. Aber ihr Aktionismus ist das eine, und die Frage nach den Gründen für Josis Verschwinden das andere.

„Es gab da eine Seite an Josi, die wir nicht kannten“

Petritz’ Stimme gerät ins Stocken, wenn er sich eingestehen muss, dass ausgerechnet diese Flucht zu Tage gefördert hat, was sie eigentlich vertuschen soll: dass die Gymnasiastin nämlich schon seit Monaten ein Doppelleben geführt hat. Petritz sagt es, wie es ist: „Es gab da eine Seite an Josi, die wir nicht kannten.“

Angst schwingt nicht mit in seiner Stimme. Er sagt, er vertraue darauf, dass Josi früher oder später erkenne, dass sein Schwager sie manipuliert habe. Denn anders sei ihr Verhalten ja nicht zu erklären. Er kenne Gerrit H. Er könne sich nicht vorstellen, dass er Josi etwas antun würde.

Gerrit H. lässt alles stehen und liegen – und haut ab

Noch weiß keiner, wohin die beiden ausgerissen sind. In Richtung Süden, vermutet Gerhard Petritz. Unter den Sachen, die Josi in ihre Schultasche gesteckt hat, soll auch eine Tube Sonnencreme gewesen sein. Alles deutet auf eine Kurzschlussreaktion hin. Das ahnt man, wenn man ins bürgerliche Mariendorf fährt, dort, wo die Familie von Gerrit H. in ihrem Haus seit Tagen von Boulevardreportern belagert wird.

Die Jalousien sind dort heruntergelassen, den Namen neben der Klingel hat jemand abgekratzt. Gerhard Petritz sagt, seine Schwester stehe unter Schock. Die Geschichte mit Josi, die Flucht ihres Mannes. Gerrit H. war Alleinverdiener.

Der Familienvater muss plötzlich in Panik geraten sein, das lässt ein Blick in seinen Vorgarten erahnen. Den wollte er gerade neu gestalten. Zwei alte Bäume hatte er schon gefällt. Die Scheite liegen verstreut auf dem Hof, eine Axt lehnt noch gegen eine Schubkarre.